Aktuelle Themen
Gedenken an homosexuelle NS-Opfer
Gepostet:
Schon ein Verdacht führte zur Festnahme
Am 20. Oktober 1934 fand in München die erste große antihomosexuelle Razzia der Nationalsozialisten statt, mit der die systematische Verfolgung von schwulen Männern durch Polizei, Gestapo und Justiz einsetzte. Am Jahrestag der Verhaftungswelle gedenkt die queere Community Münchens alljährlich dieser Opfer des Nazi-Regimes, aber auch derer, die noch bis 1969 und danach aufgrund des § 175 verfolgt wurden.
Damals genügte schon der Verdacht der homosexuellen Betätigung zur Festnahme. So wurden mehrere hundert Münchner wurden Opfer von Denunziationen aus dem privaten oder beruflichen Umfeld. Kurz nach der Ermordung des homosexuellen SA-Chefs Ernst Röhm plante die bayerische Polizei eine Großrazzia, die am Abend des 20. Oktober 1934 durchgeführt wurde. Allein in München waren mehr als 50 Beamte im Einsatz, die in Parkanlagen, Bedürfnisanstalten und in Lokalen mehrere hundert Personen festnahmen. Doch damit nicht genug: Aus einem Bestand von mehr als 5.000 Karteikarten, „Rosa Listen“ genannt, suchte die Sittenpolizei zahllose Männer in ihren Wohnungen auf, die nach §175 vorbestraft waren. 54 Verhaftete, die als Strichjungen oder als „unverbesserliche Jugendverführer“ eingestuft wurden, kamen sofort in das KZ Dachau.
Seit 2009 führt der Geschichts- und Kulturverein „Forum Queeres Archiv München“ gemeinsam mit der Wählervereinigung Rosa Liste München am Jahrestag der Razzia eine Gedenkveranstaltung am Ort des Geschehens, dem ehemaligen Homosexuellenlokal „Schwarzfischer“ (Dultstraße/Ecke Oberanger) durch. Dort wurde im Sommer 2017 auch eine Gedenkinstallation der Künstlerin Ulla von Brandenburg in den Gehweg eingelassen. In diesem Jahr kann die Veranstaltung coronabedingt nicht im öffentlichen Raum stattfinden, weshalb wir das Bewusstsein für dieses historische Datum online aufrecht erhalten wollen.
Übrigens: Auch lesbische Frauen litten unter der NS-Demagogie und waren in Gefängnissen und Konzentrationslagern inhaftiert - als Gegnerinnen des Nationalsozialismus, aus rassischen und religiösen Gründen oder aufgrund der nationalsozialistischen Sozialauslese oder Polizeiprävention.
Detaillierte Informationen zum 20. Oktober 1934 gibt es auf der Webseite des Forums Queeres Archiv